Flussdelfine – Sensible Flussbewohner
Bedrohte Säugetiere
Im Gegensatz zu ihren Cousins im Meer halten sich die Flussdelfine in trüben Flussgewässern auf. Leider gehören die Flussdelfine wegen der Fischerei und den Staudämmen zu den am meisten bedrohten Säugetieren überhaupt. Der WWF setzt sich dafür ein, dass sich die Flussdelfine auch in Zukunft in den Gewässern tummeln können.
Flussdelfine leben in grossen Flusssystemen in Südamerika und Asien. Während einige Delfine ausschliesslich im Süsswasser heimisch sind, halten sich andere Arten auch im Meer oder Brackwasser auf.
Mit ihren kleinen Augen sehen Flussdelfine kaum etwas. Sie orientieren sich im trüben Wasser mit der Echolotpeilung. Optisch unterscheiden sich die einzelnen Arten stark voneinander. Während die Unterseite des Amazonas-Flussdelfins rosa gefärbt ist, haben andere Flussdelfin-Arten einen vorwiegend grauen Körper. Die lange, schmale Schnauze des Indus-Flussdelfins kann bis zu einem Fünftel seiner Körperlänge ausmachen. Die Mekong-Flussdelfine, auch Irawadi-Flussdelfine genannt, haben hingegen eine kurze, runde Schnauze und eine wulstige Stirn. Gemeinsam ist allen Flussdelfinen ihr beweglicher Nacken. Sie können den Kopf unabhängig vom Körper nach allen Seiten bewegen und so Fische auch zwischen Wurzeln und Ästen erhaschen.
Flussdelfine pflanzen sich etwa alle zwei bis drei Jahre fort. Doch durch menschliche Eingriffe ist diese Fortpflanzung und das Überleben der Populationen oft erschwert, weil ihr Lebensraum durchtrennt wird. Fischernetze und Staudämme sind die beiden grössten Bedrohungen für die Flussdelfine. Deshalb setzt der WWF hier an: Wir fördern nachhaltige Fischerei-Methoden und eine nachhaltige Wasserkraftnutzung im Amazonas und in der Mekong-Region.
Durch menschliche Eingriffe bedroht
Die Flussbewohner verlieren immer mehr von ihrem natürlichen Lebensraum. Durch den Bau von Staustufen und Dämmen können sich die Flussdelfine nur noch in kleinen Bereichen des Flusses bewegen. Flussdelfine zu fangen ist zwar nicht ein direktes Ziel der Menschen, doch bleiben die Säugetiere oft als Beifang in den Fischernetzen hängen und ertrinken so schmerzlich. Vor allem der Indus-Flussdelfin steht auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten: Er ist stark gefährdet.
Staudämme als unüberwindbare Hindernisse
Immer mehr Staudämme zerschneiden den Lebensraum der Flussdelfine, und viele weitere Bauten sind in Planung. Werden kleine Flussdelfin-Populationen durch ein Kraftwerk getrennt, fördert dies die Inzucht und gefährdet das Überleben der geteilten Gruppen. Die Dämme sind oft unüberwindbare Hindernisse für die Fischmigration und können die Ernährungssicherheit der lokalen Bevölkerung gefährden.
Gefangen im Fischernetz
Flussdelfine verfangen sich oft mit ihren Flossen in kleinmaschigen Fischernetzen. Da sie dann nicht mehr an die Wasseroberfläche zum Atmen kommen, ertrinken sie. Im Amazonas werden Flussdelfine von Fischern auch gezielt getötet. Die einen glauben, dass die Delfine zu viele Fische fressen, die anderen benutzen Delfinfleisch als Köder beim Fischen.
Wasserverschmutzung
In Asien leben Flussdelfine oft in Flussabschnitten, in denen die Wasserqualität schlecht ist: Ungefiltert gelangen das Abwässer aus Industrie und Siedlungen sowie Pestizid-Rückstände aus der Landwirtschaft in die Flüsse. Das verschmutzte Wasser kann die Fruchtbarkeit und Gesundheit der Tiere beeinträchtigen.
Bewässerungskanäle als Todesfallen
Während der Regenzeit steigt der Wasserpegel des Indus stark an und die Indus-Flussdelfine schwimmen dann in die Bewässerungskanäle der unzähligen Baumwollfelder. Geht das Wasser zurück, verwehren die geschlossenen Schieber in den Kanalsystemen den Tieren den Zugang zum Hauptfluss. Die Tiere sind gefangen und sterben innert kurzer Zeit, wenn sie nicht schnell entdeckt und gerettet werden.
Flussdelfine vor dem Aussterben bewahren
Flussdelfine werden auch als Zeigerart für den Zustand der Gewässer bezeichnet, da sie auf negative Umwelteinflüsse wie Rückgang der Fischbestände oder Wasserverschmutzung empfindlich reagieren. Der WWF setzt sich für mehr Schutzgebiete in den Flussabschnitten der Delfine ein und bekämpft illegale Fischereimethoden.
Zusammen mit Fischereibehörden, lokalen Organisationen und den Menschen vor Ort bekämpft der WWF illegale Fischereimethoden wie beispielsweise das Fischen mit Dynamit oder mit verbotenen Netzen. Dies kommt sowohl den Flussdelfinen wie auch den gesamten Fischbeständen zugute, davon profitiert letztlich auch die lokale Bevölkerung. Um die Überfischung in Flussabschnitten zu reduzieren, hilft der WWF den Fischern bei der Diversifizierung ihrer Erwerbstätigkeiten. Gemüseanbau oder Geflügelzucht bringen Zusatzeinkommen und erlauben es den betroffenen Familien, auf das Fischen in Schutzzonen zu verzichten oder saisonal begrenzte Schonzeiten einzuhalten.
Das «Amazon Region Protected Areas Program» (Arpa) ist eines der grössten und umfassendsten Schutzprojekte für Tropenwälder weltweit, das jemals in Gang gesetzt wurde. Neben dem Schutz der Tropenwälder setzt sich das Programm auch gegen den Bau von neuen Staudämmen ein. Der WWF arbeitet mit seiner technischen Expertise mit und beteiligt sich auch finanziell an diesem Programm.
Projekte für die Flussdelfine
Der WWF setzt sich in verschiedenen Projekten für den Lebensraum der Flussdelfine ein, speziell im Amazonas und im Mekong.