15. April 2025 — Medienmitteilung

Treibhausgasinventar: Schweizer Emissionen 2023 de facto gestiegen

Entgegen der Lesart des Bundesamts für Umwelt (BAFU) sind die Schweizer Treibhausgasemissionen 2023 gegenüber dem Vorjahr de facto angestiegen. Das geht aus dem jährlichen Treibhausgasinventar hervor, dass das BAFU heute veröffentlicht hat.

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Abgase eines Autos

Hauptgrund für den Anstieg sind die hohen Nettoemissionen aus der Landnutzung, da die Wälder 2023 praktisch kein zusätzliches CO2 aus der Atmosphäre filterten (keine Senkleistung), während die Grünflächen besonders hohe Emissionen verursachten. Dies wurde vom BAFU zwar festgestellt, in der Medienmitteilung allerdings nicht berücksichtigt.

Die Lücke zwischen den tatsächlichen Emissionen der Schweiz und dem gesetzlich verankerten Ziel betrug demnach neun Prozent und lag somit 2023 so hoch wie noch nie.

Zwar sind die Emissionen beim Heizen und der Industrie infolge der höheren Energiepreise gesunken. Im Strassenverkehr hingegen stagnieren die Zahlen und in der Luftfahrt stiegen sie weiter an. Letztere war im Vor-Corona-Jahr 2019 mit 17.6 Mio.t CO2-Äquivalente die grösste Verursacherin von Treibhausgasen der Schweiz. 2023 betrugen die Emissionen bereits wieder 15.2 Mio.t, womit der Sektor noch vor dem Strassenverkehr Platz 1 belegt.

Aufgrund der starken Zunahme der Luftfahrt im Jahr 2024 ist zu erwarten, dass die Luftfahrt den Abstand in der unrühmlichen Rangliste seither noch deutlich ausgebaut hat.

Massnahmen sind somit überfällig.

So sollte etwa das Entlastungspaket dazu genutzt werden, die CO2-Lenkungsabgabe auf fossile Brennstoffe zu erhöhen und die Nutzung erneuerbarer Energien zu unterstützen. Damit können die Kosten für Verbraucherinnen und Verbraucher deutlich gesenkt werden. Ein überfälliger Schritt, der im CO2-Gesetz verpasst wurde.

Auch bei der Ausgestaltung von Verordnungen, mit denen die Details bereits beschlossener Gesetze geregelt werden, hat der Bundesrat grossen Handlungsspielraum. Diese wichtige und vom Volk legitimierte Chance, in Sachen Klimaschutz nachzubessern, wird bislang jedoch vom Bundesrat konsequent ignoriert.

Daneben warten wir bereits seit Februar auf das Eckpunkte-Papier des Bundesrats zur geplanten Klima-Gesetzgebung für die Zeit ab 2030. Die darin skizzierten Weichenstellungen sind von zentraler Bedeutung und werden zeigen, ob die Schweiz ihrer Verantwortung doch noch gerecht werden kann.

Kontakt
Timo Landenberger, Mediensprecher WWF Schweiz, timo.landenberger@wwf.ch, 044 297 21 73