Swiss Climate Scores: Ergebnisse ohne Ergebnis
Der Bundesrat verpasst es gemäss WWF heute, die Schwächen der Swiss Climate Scores zu beseitigen. Vieles bleibt freiwillig und damit ohne Wirkung auf dem Schweizer Finanzplatz. So muss nur optional beantwortet werden, ob ein Finanzportfolio mit den Pariser Klimazielen im Einklang ist oder einen konkreten Beitrag zum Klimaschutz leistet.
- Die Swiss Climate Scores sollten Best-Practice-Transparenz zur klimaverträglichen Ausrichtung von Finanzanlagen schaffen.
- Doch mit dem heutigen Bundesratsentscheid fehlt Investor:innen eine verständliche und orientierungsstiftende Aussage zum Anlageziel eines Finanzproduktes oder eines Kundenportfolios.
- Die Anforderungen an ein glaubwürdiges Engagement von Finanzinstituten mit ihren investierten Unternehmen sind noch immer lückenhaft und zu wenig auf Wirksamkeit ausgerichtet.
- Es besteht die Gefahr, dass Finanzinstitute ihre Angebote besser darstellen als diese sind.
Zitat von Stephan Kellenberger, Finanzexperte beim WWF Schweiz:
«Aus Sicht des WWF braucht es eine breitere Anwendung der Swiss Climate Scores im Finanzmarkt mit staatlicher Kontrolle. Die Hinhaltetaktik der Finanzbranche ruft nach einer Pflicht zur flächendeckenden und verbindlichen Einführung der Swiss Climate Scores.»
Der Bundesrat hätte heute – eineinhalb Jahre nach der Lancierung – die Chance gehabt, die Schwächen der Swiss Climate Scores zu beheben und diese ganzheitlich weiterzuentwickeln. Die erhoffte Transparenz und Unterstützung der globalen Klimaziele blieben jedoch aus. So machen die Swiss Climate Scores weiterhin keine Angaben über den Anteil eines Portfolios, welcher in Klimalösungen investiert wird. Ein rascher und massiver Ausbau solcher Investitionen ist nach Auffassung der Wissenschaft unumgänglich, um den Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft zu schaffen. Zudem ist der empfohlene Abdeckungsgrad von mindestens 50 Prozent Portfolio-Investitionen, welche den revidierten Swiss Climate Scores zugrunde liegt, zu tief gewählt. Für Finanzinstitute besteht dadurch ein Anreiz, bei der Verwendung der Swiss Climate Scores möglichst klimafreundliche Investitionen zu bevorzugen, was ein falsches Bild bezüglich der tatsächlichen Klimaverträglichkeit eines Portfolios abgibt.
Ausserdem zeigte sich, dass der Verzicht auf eine verbindliche Einführung der Swiss Climate Scores ein Fehler war. So haben bis heute erst ein paar wenige Finanzinstitute die Swiss Climate Scores für einen Teil ihrer Produkte eingeführt.
Für den WWF steht fest, dass die «Swiss Climate Scores» unter Einbezug aller bisher beteiligten Akteure aus Finanzwirtschaft und Zivilgesellschaft konsequent weiterentwickelt und verbreitet angewendet werden müssen. Der Bundesrat muss nochmals über die Bücher.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen/bundesrat.msg-id-99293.html
Hier geht’s zur WWF-Medienmitteilung zur Lancierung der Swiss Climate Scores 2022:
https://www.wwf.ch/de/medien/swiss-climate-scores-gute-grundlage-doch-der-bewaehrungstest-steht-noch-aus
Kontakt: Christoph Kinsperger, Mediensprecher WWF Schweiz, christoph.kinsperger@wwf.ch, 078 749 88 14