Klima-Ranking: Schweiz tritt beim Ländervergleich auf der Stelle
Die Schweiz konnte im Vergleich zum Vorjahr nur einen Platz gutmachen und landet im internationalen Klimaschutz-Index 2024 auf Rang 21 von insgesamt 67. Mit dem Schweizer Klimaschutzgesetz wurden die Klimaziele zwar festgelegt, doch es hapert an der Umsetzung. Wo die Stellschrauben liegen und was andere besser machen.
- Die Schweiz konnte sich von Rang 22 auf Rang 21 nur minimal verbessern. Im Jahr 2021 belegte sie noch Platz 15
- Schlechte Noten gibt es vor allem für den geringen Anteil erneuerbarer Energien im Energiemix und für die nationale Klimapolitik
- Noch im Dezember kann der Nationalrat mit einer ambitionierteren Ausgestaltung des CO2-Gesetzes für Verbesserungen sorgen. Auch der rasche Ausbau insbesondere von Solarenergie auf bestehender Infrastruktur würde zu einer besseren Bewertung führen
- Dänemark führt das Ranking erneuet an – vor allem dank des hohen Anteils erneuerbarer Energien. Schlusslichter bilden die Ölstaaten
Zitat von Patrick Hofstetter, Klimaschutzexperte beim WWF Schweiz
«Mit dem «Ja» zum Klimaschutzgesetz hat das Schweizer Volk eine richtungsweisende Entscheidung getroffen. Doch Ziele allein verändern noch nichts. Die Politik muss den Auftrag ernst nehmen und umsetzen. Dafür bedarf es noch in diesem Jahr einer Kurskorrektur.»
Die Ziele sind klar: Bis 2030 will die Schweiz ihre Emissionen gegenüber 1990 halbieren und bis 2050 klimaneutral werden. Dafür hat sich das Stimmvolk im Juni ausgesprochen. Ein wichtiger Schritt und doch fehle es der Schweizer Politik an Ideen, wie sie diese Ziele erreichen will, heisst es im Climate Change Performance Index 2024 (CCPI), der heute auf der Weltklimakonferenz in Dubai vorgestellt wurde. Darin landet die Schweiz erneut abgeschlagen auf Rang 21, noch hinter Indien oder dem EU-Durchschnitt.
Chance nicht verpassen
Bereits am 20. Dezember hat der Nationalrat die Chance, künftig wieder für bessere Noten zu sorgen. Dann wird mit dem CO2-Gesetz der wichtigste Hebel zur Umsetzung der Klimaziele beraten. So wie das Gesetz aktuell ausgestaltet ist, wird eine grosse Lücke bleiben, doch noch besteht die Möglichkeit zur Korrektur, etwa indem die CO2-Abgabe auf fossile Brennstoffe weiter schrittweise erhöht wird. Das würde Anreize schaffen, alte Öl- und Gasheizungen endlich auszutauschen.
Daneben könnte so die faire Pro-Kopf-Rückverteilung der Gelder erhöht und die Förderung für Gebäudesanierungen sichergestellt werden. Ergreift der Nationalrat diese Chance nicht, muss auf umstrittene und teure Klimaprojekte im Ausland zurückgegriffen werden, um die eigenen Emissionen zumindest auf dem Papier zu kompensieren.
Dänemark weiter führend - Plätze 1 bis 3 bleiben frei
Die Plätze eins bis drei des Klimaschutz-Index bleiben erneut frei, da sich noch keines der untersuchten Länder tatsächlich auf einem 1,5-Grad-Pfad befindet. Auf Rang vier führt Dänemark auch in diesem Jahr das Ranking an. Das Land verfolgt eine ambitionierte Klimapolitik: Gegenüber 1990 sollen die Emissionen bis 2030 im Inland um 70 Prozent reduziert werden. Die Stromproduktion wurde bereits weitgehend von fossilen auf erneuerbare Energien umgestellt, Fernwärme erlaubt eine klimaverträgliche Beheizung der Gebäude und Fussgänger:innen sowie Velofahrer:innen haben Vorrang in den Städten. Zum Vergleich: in der Schweiz sind Inland-Reduktionen um höchstens 34 Prozent geplant.
Schlusslichter des Rankings sind die grossen Öl- und Gasproduzenten Saudi-Arabien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Kontakt:
Timo Landenberger, Mediensprecher WWF Schweiz, Tel. 044 297 21 73, timo.landenberger@wwf.ch
Auf der Klimakonferenz in Dubai vor Ort verfügbar:
Patrick Hofstetter, Klimaexperte WWF Schweiz, 044 297 22 77, patrick.hofstetter@wwf.ch
Informationen zum Klimaschutz-Index:
Der von Germanwatch, Climate Action Network und New Climate Institute veröffentlichte Klimaschutz-Index (Climate Change Performance Index, CCPI) ist eine Rangliste von 63 Ländern plus EU gesamt, die zusammen für mehr als 90 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Neu dabei sind Nigeria, Pakistan, Usbekistan und die Vereinigten Arabischen Emirate. Die vier bewerteten Kategorien sind: Treibhausgasemissionen (40%), Erneuerbare Energien (20%), Energieverbrauch (20%) und Klimapolitik (20%). Letztere basiert auf Einschätzungen von Organisationen und Think Tanks aus den jeweiligen Ländern. In diesem Jahr haben den Index circa 450 Experten und Expertinnen unterstützt.
Link zum CCPI-Bericht: ccpi.org