17. Juni 2024 — Medienmitteilung

Faire Finanzierung und Förderung des Herdenschutzes tut not

Herdenschutzmassnahmen sind heute Realität für Halterinnen und Halter von Schafen und Ziegen. Die Massnahmen sind bewährt, aber auch kostspielig und aufwändig. Damit Alpbewirtschaftende keine finanziellen Verluste erleiden, machen die Naturschutzorganisationen konkrete Vorschläge.

 

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Dog and flog of sheep

Fachgerecht geschützte Nutztierherden sind bedeutend seltener das Ziel von Wolfsangriffen als ungeschützte – und sie haben im Falle eines Angriffs viel weniger Risse zu beklagen. So ereigneten sich im letzten Jahr 80 Prozent aller Wolfsrisse im Kanton Wallis in ungeschützten Herden. Selbst dort, wo geschützte Herden angegriffen wurden, zeigten sich vor Ort Schwächen im System – Ausfall eines Herdenschutzhundes, Schafe ausserhalb des Nachtpferchs, fehlender Strom. Wölfe finden leider die Lücken im Herdenschutz. Das ist mühsam und kann belastend sein. Doch der Weg zur Schliessung der Lücken ist trotzdem der einfachste. 

Herdenschutz: Eine Frage der Solidarität
Einen hundertprozentigen Schutz gibt es auch beim Wolf nicht. Nutztierherden mit fehlendem oder mangelhaftem Herdenschutz stellen für Wölfe aber eine Übungsanlage dar, an der sie das Überwinden von Herdenschutzmassnahmen lernen können. Nutztierhaltende, die auf Schutzmassnahmen verzichten, schaden nicht nur ihren eigenen Tieren, sondern auch benachbarten Betrieben. Umso wichtiger ist, dass der Herdenschutz flächig und frühzeitig etabliert wird. Hier wurden viele Fortschritte gemacht und das Engagement der Alpbewirtschaftenden ist gross. 

Wirksamer Herdenschutz kostet und ist aufwändig. Er soll für die Älplerinnen und Älpler nicht zur finanziellen Belastung werden. Das ist aber immer noch der Fall. Die Naturschutzorganisationen appellieren daher an Bund und Kantone, den Herdenschutz weiterhin auch finanziell zu stärken. 

9000 Franken Mehrkosten pro Jahr sind zu viel
Gemäss einer Studie des Büros Alpe aus dem Jahr 2019 entstehen pro Alp und Jahr rund 9000 Franken Mehrkosten für den Herdenschutz, die nicht durch staatliche Beiträge abgegolten werden. Um dem Bedarf aufgrund der steigenden Wolfsbestände gerecht zu werden, hat der Bund seit 2022 zusätzlich zum Herdenschutzbudget von rund 3,5 Millionen Franken jährliche Sonderkredite in der Höhe von 4-7 Millionen Franken gesprochen. Aus Sicht der Naturschutzorganisationen muss die öffentliche Hand auch künftig regulär die Vollkosten für den Herdenschutz tragen. Dies sowohl im Sinne des verfassungsgemässen Auftrags des Bundes für den Artenschutz als auch zur Planungssicherheit von Älplerinnen und Älplern.

Die Naturschutzorganisationen empfehlen insbesondere, dass folgende Finanz- und Vollzugslücken von Bund und Kantonen geschlossen werden:

  • Ausbildungsoffensive für die langfristige Sicherung von Herdenschutz-Fachkräften
  • Entschädigung des personellen Mehraufwands bei allen geförderten Massnahmen
  • Schweizweites Zucht- und Ausbildungsprogramm für Herdenschutzhunde als Basis für kantonalen Programme sowie dezentrale Einsatzprüfungen der Hunde 
  • Massnahmen zur besseren Vereinbarkeit des Älplerwesens mit der übrigen Berufswelt>Ausbildungsoffensive für die langfristige Sicherung von Herdenschutz-Fachkräften

Kontakt:

WWF Schweiz: Jonas Schmid, Mediensprecher Biodiversität, Tel. 079 241 60 57, jonas.schmid@wwf.ch